Details

Bizer, Kilian (Hrsg.)
Nachhaltigkeit im Handwerk
Mecke Druck
978-3-86944-091-0
2013 / 184 S.
Monographie/Dissertation

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Kurzbeschreibung

Reihe: Göttinger Handwerkswirtschaftliche Studien. Band: 88

Nachhaltigkeit als zentrales Konzept

Im Handwerk sind strategische Entwicklung und Berichterstattung noch ausbaufähig

Seit 1987 der Brundtland-Bericht weltweit den Diskurs über Nachhaltigkeit bzw. nachhaltige Entwicklung auslöste, hat das Thema in nahezu allen Gesellschafts- und Wirtschaftsbereichen zentrale Bedeutung. Das Handwerk hat schon traditionell besondere Stärken in der Nachhaltigkeit, z.B. in der Berufsausbildung. Insgesamt aber wird Nachhaltigkeit in Handwerksunternehmen als umfassendes strategisches Handlungsziel weniger ausgeprägt verfolgt als in anderen Wirtschaftsbereichen. 25 Jahre nach der Veröffentlichung des Brundtland-Berichts hat das Volkswirtschaftliche Institut für Mittelstand und Handwerk an der Universität Göttingen (ifh) unter dem Titel „Nachhaltigkeit im Handwerk" eine Sammlung von Aufsätzen zusammengestellt, die der Bedeutung des Nachhaltigkeitsfaktors in der Handwerkswirtschaft nachspürt.

In acht Beiträgen stellen die Autorinnen und Autoren fest, dass das Handwerk vielfältig an der Umsetzung nachhaltiger Lebensweisen zentral beteiligt ist, zugleich aber die strategische Entwicklung in dieser Hinsicht und auch eine aktive Berichterstattung über die eigenen Nachhaltigkeitsressourcen, -potenziale und -faktoren vermissen lässt. Die Herausgeber des Bandes, Prof. Dr. Kilian Bizer und Dr. Katarzyna Haverkamp, gehen noch einen Schritt weiter mit ihrer Hypothese, das Handwerk habe „die Tragweite des Konzepts möglicherweise noch gar nicht ganz entdeckt". Dabei spiele das Handwerk in den meisten der von der Bundesregierung als zentral erkannten Bereichen wie regenerative Energie oder energetische Sanierung eine zentrale Rolle. Das Handwerk müsse verdeutlichen, betonen die Göttinger Wirtschaftswissenschaftler, wie es beim Umbruch zu einer nachhaltigen Wirtschaft auch neue Aufgaben übernehmen könne.

Anregungen geben die in sehr unterschiedlichen Berufswelten mit dem Handwerk verbundenen Autoren mit ihren Fachaufsätzen. Darin erläutern sie einerseits die Entwicklungslinien, innerhalb derer sich das Handwerk in der Nachhaltigkeit positionieren kann. Andererseits zeigen sie relativ konkret, welche Ansätze gegenwärtig besonders tauglich scheinen, Nachhaltigkeit weiter zu verfolgen. Sie beleuchten dabei Potentiale wie Corporate Social Responsibility (CSR) im Hinblick auf unternehmerischen Erfolg, diskutieren aber auch konkrete Ansatzpunkte für nachhaltiges Wirtschaften im Lebensmittelhandwerk und der Holzwirtschaft. Darüber hinaus werden Ansatzpunkte für eine verbesserte, weil auf Nachhaltigkeit zielende Innovationspolitik ermittelt. Insgesamt motivieren die Beiträge in dem Band dazu, dass sowohl kleine oder mittelständische Unternehmen als auch das Handwerk als Wirtschaftsgruppe an konkreten Strategien für mehr Nachhaltigkeit weiter arbeiten. Auch wenn es dem Handwerk an „gesamthaften Strategien zur Nachhaltigkeit" fehle, resümiert ifh-Direktor Bizer, werde durch die Autorenbeiträge deutlich, welche zentrale Rolle das Handwerk in der Entwicklung der Nachhaltigkeit einnimmt.


Vorwort

Nachhaltigkeit spielt im Handwerk eine zentrale Rolle: Das Handwerk bietet mehr Ausbildungsplätze als es selber braucht. Handwerksunternehmen sorgen für die Bildung von Humankapital auch unter den Jugendlichen, denen andere Karrierewege (vorerst) nicht offen stehen. Und das Handwerk ist in vielen Lebensbereichen zentral daran beteiligt, nachhaltigere Lebensweisen zu gewährleisten. Das gilt für regenerative Energien, für Wärmedämmungen, für Klimaschutzmaßnahmen oder auch Elektromobilität. Es gilt aber auch für Bereiche des Lebensmittelhandwerks.

Gerade deshalb vermisst man besonders schmerzlich eine gesamthafte Nachhaltigkeitsberichtserstattung des Handwerks und eine strategische Entwicklung des Wirtschaftsbereichs in dieser Hinsicht: Wenn das Handwerk in so vielen Lebensbereichen ein wichtiger Partner für die nachhaltige Entwicklung ist, warum berichtet es dann nur punktuell über seine Rolle? Warum ergreift es nicht die Chance, sich als einen Wirtschaftsbereich zu präsentieren, der für die Erfüllung zentraler gesellschaftlicher Aufgaben notwendig ist? Warum zeigt das Handwerk nicht, mit welchen wirtschaftspolitischen Weichenstellungen es diese vielfältigen Beiträge noch steigern könnte?

Der Band versammelt eine Reihe von Beiträgen, die sich mit Nachhaltigkeit und KMU bzw. Handwerk beschäftigen. Sie geben alle Anlass dafür, an konkreten Strategien weiter zu arbeiten, aber sie zeigen damit auch, dass es an der gesamthaften Strategie des Handwerks zur Nachhaltigkeit fehlt, die Außenstehenden zeigt, welche Rolle das Handwerk insgesamt in der nachhaltigen Entwicklung einnimmt. Ich wünsche dem Band viele kritische Leser, damit die Arbeit an einer Nachhaltigkeitsstrategie des Handwerks beginnen kann.

Göttingen, im Dezember 2012

Prof. Dr. Kilian Bizer
Direktor des Volkswirtschaftlichen Instituts für Mittelstand und Handwerk an der Universität Göttingen